Pressemitteilung
Berlin, den 21. Juni, 2019
Die Verträge der ca. 30 Kunst- und Kulturschaffenden in der ehemaligen australischen Botschaft in Pankow laufen Ende Juni aus. Doch die Gemeinschaft will aus dem Haus ein Kunstzentrum mit Kunstraum, Ateliers, Werkstätten und öffentlichem Garten machen.
Seit zwei Jahren arbeitet eine Gruppe von Künstler*innen, Designer*innen, Performer*innen und Musiker*innen in der denkmalgeschützten australischen Botschaft der DDR.
Obwohl der ursprüngliche Nutzungsvertrag als „Zwischenlösung“ mit dem Eigentümer (Immobilienentwickler Prexxot GmbH) keine lange Aufenthaltszeit vorsah, entwickelte sich in kurzer Zeit eine Gemeinschaft, die in zwei Jahren intensiv zusammengewachsen ist.
Im Bewusstsein der architektonischen und historischen Einzigartigkeit des Ortes begannen die Künstler*innen, gemeinsame Projekte zu entwickeln und die Nebenflächen im Haus zu bespielen, inklusive dem dazugehörigen Sitzungssaal, Garten und Tennisplatz. Eine Holz- und Metallwerkstatt ist entstanden. Größere und kleinere Ausstellungen, Performances und Konzerte fanden statt. Seminare für Kinder und Erwachsene wurden angeboten. Die Nachbarschaft traf sich vor Ort sowie die Kunst- und Kulturszene Berlins. Das Haus öffnete seine Ateliers, organisierte gefördete Festivals und veranstaltete ein großes, internationales Ausstellungs- und Forschungsprojekt zur Geschichte des Ortes.
Die Künstler*innnengemeinschaft gründete dazu einen gemeinnützigen Verein und begann die Suche nach Projektpartnern, um ihr Projekt und das Areal für weitere Generationen zu sichern. So entstanden Netzwerke u. a. mit der Stiftung Edith Maryon, der gemeinnützigen Bank Triodos und dem Mietshäuser Syndikat.
In der Zwischenzeit bemühte sich der Eigentümer um eine Baugenehmigung für den Umbau in hochwertige Eigentumswohnungen – ein Projekt, das scheinbar auf Eis gelegt wurde, da die Auflagen durch das Denkmalschutzamt zu hoch sind. Der denkmalgeschützte Bausubstanz ist in einem sehr schlechten Zustand. Eine Sanierung ist dringend nötig. Nunmehr steht das Areal zum Verkauf. Der Eigentümer räumt dem Verein nach wie vor das Vorkaufsrecht ein. Den Künstler*innen bleiben weniger als zwei Wochen Zeit um zu agieren.
Der seit der Privatisierung 2010 mehr als zehnfach gestiegene Kaufpreis für das Objekt liegt mittlerweile bei 8,5 Millionen. Diese Summe kann weder eine selbstorganisierte Gruppe noch die/der durchschnittliche Bewohner*in von Berlin aus entstehenden Mieteinahmen generieren.
Kunst- und Kulturschaffende in Berlin sind besonders betroffen von der prekären Wohn- und Arbeitsraumsituation. Es ist fast nicht mehr möglich, Lebens-, Arbeits- und Präsentationsräume für künstlerische Arbeit zu finden. Im Namen des Vereins äußert sich Jeanette Heene (Künstlerin): “Niemand sollte die Immobilienwirtschaft dadurch subventionieren, dass sie ihr Recht auf Stadt, Zugang zu Arbeits-, Wohn- und Freiraum, opfert. Wir sehen keine Option, als zu bleiben und sind auf die Unterstützung von der Stadtgesellschaft angewiesen.”
Die Botschaft ist die ‘message’: freie, für alle zugängliche Räume für Kunst und Kreativität. Eine gemeinnützige, offene Infrastruktur anstelle von teuren Privatisierungsprojekten.
Die Künstler*innen laden zu einer Aktion am Sonntag, dem 30. Juni von 15h bis spät ein: für eine BOTSCHAFT FÜR ALLE. Ein großer Botschaftskuchen wird serviert. Damit alle ein Stück von der Botschaft haben können!
Einladung: https://www.facebook.com/events/752459071836210/
Emailadresse: australischebotschaft-ost@protonmail.com
Pressespiegel: https://tinyurl.com/yylgap6q
Spenden sind wilkommen! Sparschwein IBAN: DE04430609671229386700 // BIC: GENODEM1GLS
***************************************************************************************
[English version]
Press release
Berlin, Juni 21, 2019
Two years ago, a group of artists, designers, performers, and musicians set up studios in the heritage-listed former Australian embassy to the GDR.
Although the artists’ contracts with the owner, real estate developer Prexxot GmbH, took the form of a temporary lease, a community grew within a short time.
Aware of the architectural and historical significance of the place, the artists began to work together, activating shared spaces, including the hall, large garden and tennis court. A wood and metal workshop was built. Seminars for children and adults were hosted. Larger and smaller exhibitions, performances and concerts took place, as well as a performance project with refugees. The neighborhood met onsite. Berlin’s art and culture scene also came to celebrate the site when the house opened its studios, organised locally funded mini-festivals, and a larger, international exhibition and research project on the history of the place.
The artists also founded a non-profit association and began the search for project partners to secure the site for future generations. Contact was set up with, among others, the foundation Edith Maryon, the non-profit bank Triodos, and the Mietshäuser Syndikat.
Parallel, Prexxot GmbH sought approvals to transform the building into expensive owner-occupied apartments: a project it has since seemingly shelved. The heritage-listed building is in a very bad state. A renovation is urgently necessary. Prexxot GmbH promised the artists preemptive right to buy, but the artists have less than two weeks to act.
The embassy was privatised in 2010. Its selling price has since risen over tenfold to (currently) 8.5 million Euro. At this price, neither a self-organised group nor the average Berlin resident can afford the resulting rents.
Artists and cultural workers are hit hard particularly by this situation. In Berlin today, not only affordable living space but also studio space, and spaces to present and share artistic work, are near-impossible to find. The group, voiced by artist Jeanette Heene, says: “Nobody should have to subsidise the real estate industry by sacrificing their right to the city. We see no option but to stay. To do this, we are dependent on the support of the entire city”.
The Botschaft is the message: for free, accessible spaces for art and creativity. For non-profit, open infrastructure instead of expensive privatisation projects.
The artists invite Berlin to a protest picnic on Sunday, June 30, from 15h til late: BOTSCHAFT FÜR ALLE. A huge Botschaft cake will be served. So everyone can have a piece of the Botschaft!
Email address: australischebotschaft-ost@protonmail.com
Selected press: https://tinyurl.com/yylgap6q
Spenden sind wilkommen! Sparschwein IBAN: DE04430609671229386700 // BIC: GENODEM1GLS